Spiegel Kaçak Saray Röportajı

Bu Röportaj 28.11.2014 tarihinde Hasnain Kazim tarafından   spiegel online için gerçekleştirilmiş olup röpotajın orijinaline buradan ulaşabilirsiniz. 


Architektin über Erdogans Palast"Er steht isoliert da, autoritär, allein und einsam"

Die Architektur sei grässlich, sein Bau verstoße gegen Gesetze und sei eine Verschwendung von Geld: Im Interview über den neuen Präsidenten-Palast der Türkei redet sich die Präsidentin der Architektenkammer von Ankara, Tezcan Karakus Candan, in Rage.

SPIEGEL ONLINE: Sie sind dagegen, dass Papst Franziskus Erdogan in seinem neuen Palast besucht. Warum?

Candan: Der Palast im Atatürk-Wald in Ankara ist nicht legal, da bei seinem Bau geltendes Recht außer Acht gelassen wurde. Der Bauplan wurde durch ein Gerichtsurteil untersagt. Wir führen jetzt einen Rechtsstreit, ja einen Gerechtigkeitskampf durch, da mit diesem Bau alle historischen, gesetzlichen, sozialen und städtischen Werte missachtet wurden.
SPIEGEL ONLINE: Einen Gerechtigkeitskampf?
Candan: Wir haben inzwischen nicht nur dem Papst, sondern allen Staatspräsidenten einen Brief geschrieben, in dem wir erklären, dass sie durch ihre Teilnahme an Empfängen und Zeremonien dort dazu beitragen, den Palast nachträglich zu legitimieren. Wir fordern sie deshalb auf, im Falle von Einladungen abzusagen. Unser Rechtsstreit wird, wenn es sein muss, bis zum internationalen Gerichtshof für Menschenrechte gehen.
Zur Person

  • Architektenkammer Ankara
    Tezcan Karakus Candan ist Präsidentin der Architektenkammer in der türkischen Hauptstadt Ankara. Die Kammer gilt als regierungskritisch und hat kürzlich einen Bericht über den neuen Präsidentenpalast veröffentlicht. Darin kritisiert Candan das Missachten von Recht, die hohen Kosten sowie den Größenwahn, der in der Architektur zum Ausdruck komme. Der Bau sei ein "Symbol der Pracht und der Verschwendung", sagt sie.


SPIEGEL ONLINE: Was genau bemängeln Sie an dem Palast?
Candan: Wir nennen ihn nicht Ak Saray, also Weißen Palast, sondern Kacak Saray, Illegalen Palast. Es fängt schon mit dem Ort an: Mustafa Kemal Atatürk, der Gründer der Republik Türkei, hat aus dem Sumpfgebiet eine Oase machen lassen. Der Atatürk-Wald repräsentiert Emanzipation und Idee dieser Republik. Außerdem handelt es sich hier um ein Naturschutzgebiet ersten Grades, das für die Stadt Ankara als grüne Lunge fungiert. Auf diesem Gelände darf nichts errichtet werden, was gegen die in der Gründungsschrift genannten Ziele steht. So wurde auch in dem gerichtlich angeordneten Baustopp argumentiert. In einem demokratischen Rechtsstaat kann man gerichtliche Entscheidungen nicht einfach ignorieren.
SPIEGEL ONLINE: Offensichtlich nach hiesigem Verständnis einige Personen schon.
Candan: Während das Volk sich an Gerichtsurteile hält, werden sie vom Staatspräsidenten oder Ministerpräsidenten völlig ignoriert. Wir haben also ein Rechtsstaats- und Demokratieproblem, das wir angehen müssen.
SPIEGEL ONLINE: Wie genau läuft nun das Verfahren?
Candan: Wegen der Plünderung des Atatürk-Waldes laufen derzeit 34 Prozesse. Trotz der laufenden Verfahren dauern diese Plünderungen an. Was die Größe und die Kosten des Gebäudes angeht, ist es eine reine Verschwendung. Schon jetzt liegen die Kosten bei etwa einer halben Milliarde Euro. Durch die Größe des Präsidentenpalastes wird man aber noch lange kein großer Staat. Unser Volk ist immer noch relativ arm, viele Menschen verdienen noch unter Tage in nicht kontrollierten Minen ihr Geld, aber unser Staatshaushalt wird von den Regierenden geplündert. Selbst in den Toiletten wurden seidene Tapeten angebracht, die 300 Euro pro Quadratmeter kosten. Das ist der Monatslohn eines Bergarbeiters.
SPIEGEL ONLINE: Wie finden Sie denn die Architektur des Palastes?

Candan: Eklektisch. Es ist eine Mischung aus vielen Stilelementen, die zusammenkopiert wurden. Er hat keinen eigenen Charakter, kurz: Er ist grässlich. Es heißt, er soll osmanisch-seldschukische Linien haben. Aber das ist nicht der Fall. Der Bau zeigt keinerlei Bezug zur Architektur jener Zeit, er kann auch keine Originalität vorweisen. Als Architekten sind wir immer für Originalität, aber dieser Bau verstößt gegen unsere Prinzipien. In der jetzigen Form schaut er von oben auf die Menschen herab. Er steht isoliert da, autoritär, allein und einsam - und in einer Größe, die die Menschen herabsetzt.
SPIEGEL ONLINE: Welche Wege gibt es, das Gebäude nachträglich zu legalisieren?
Candan: Keine. Ein Bauwerk, das so viel Schaden angerichtet hat, kann niemals nachträglich legalisiert werden. Gemessen an dem Schaden ist es der größte Palast der Welt. Es ist egal, was man nachträglich noch macht, dieses Bauwerk ist und bleibt im öffentlichen Bewusstsein illegal.
SPIEGEL ONLINE: Sie meinen also, man muss es wieder abreißen?
Candan: Zunächst sollte das für das Gebäude verschwendete Geld von denjenigen eingeholt werden, die für den Bau zuständig sind. Der Atatürk-Wald ist ein öffentliches und gemeinnütziges Gebiet. Ob der Bau bleiben oder abgerissen werden soll, darüber sollte das Volk entscheiden. Wir als Architektenkammer in Ankara wollen ein internationales Ideenprojekt organisieren, wodurch 33.500 Hektar Atatürk-Wald zum Nutzen der Stadt und der Bevölkerung wiedergewonnen werden sollen. Die Ideen, die durch diesen Wettbewerb zustande kommen, werden zeigen, was mit dem Bau geschehen soll.
SPIEGEL ONLINE: Die Regierung denkt überhaupt nicht daran, dass irgendjemand den Palast infrage stellt. Angeblich soll er sogar erweitert und damit noch größer werden.
Candan: Ja, hier soll eine Moschee mit Platz für 4000 Menschen und eine Residenz mit 250 Räumen entstehen. Beide Bauwerke wären illegal. Es ist schwierig, das Gelände zu kontrollieren, deshalb gibt es tausende Quadratmeter illegal bebauter Fläche. Wir sind auch um historische Anlagen dort besorgt. Werke des österreichisch-schweizerischen Architekten Ernst Egli aus den Dreißigerjahren sind zum Beispiel davon bedroht, abgerissen zu werden. Es gibt einen erheblichen Widerspruch zwischen den modernen und bescheidenen Bauwerken der Republik und diesem übertriebenen Prunkpalast. Letzteres ist fern vom Volk, ohne jedes Gewissen.

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